Psychosoziale Begleitung Substituierter
Susanne Farina
2020 feierte die Fachstelle "Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB)" im Caritasverband Schaumberg-Blies e.V. ihr 15-jähriges Jubiläum:
2005 begann das Team der PSB, mit seiner Arbeit. Die Fachleute begleiten und unterstützen Menschen in Zeiten ihrer Substitutionsbehandlung professionell und empathisch, in den unterschiedlichsten Belangen des Lebens.
Lösungen finden - Hand in Hand mit den Betroffenen
Unter Substitution wird die Behandlung von Opioid abhängigen Suchtkranken mit einem legalen Opioid-Ersatzstoff verstanden. Das Team der PSB begleitet diese Menschen individuell auf ihrem Weg. Für Probleme, die durch und während der Sucht entstanden sind, werden Lösungen gesucht, immer Hand in Hand mit den Klienten.
Die ganz persönliche Leistungsbeschreibung des Teams: Wir begleiten substituierte Menschen, und deren Familienangehörige von Geburt an bis zum Tode - und manchmal auch darüber hinaus.
Betroffene Personengruppen bunt gemischt
Anders als Viele denken, ist die Gruppe der Substituierten breit gefächert. Betroffen sind Menschen ohne Ausbildung mit Unterstützungsbedarf, genauso wie Akademiker, Obdachlose wie Eigenheimbesitzer, Alleinstehende und Mitglieder von Großfamilien, 20-Jährige wie Rentnerinnen…
Mit anderen Worten: Wenn auch nicht annähernd "gleichverteilt", so ist doch "alles" vertreten. Dementsprechend individuell sind die jeweiligen persönlichen Bedürfnisse.
Hilfe von Geburt an, in allen Lebensabschnitten und bis zum Tode
Das Team der PSB begleitet betroffene schwangere Frauen von Anfang an. Und das nicht erst seit dem § 8a (Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung). Sie stehen den Frauen bei dem emotionalen Weg, von Schwangerschaft über Geburt bis hin zum Mutter sein, bei. Sie sind Ansprechpartner und Vermittler, helfen bei der Organisation der Erstausstattung und halten Händchen bei den Vorsorgeuntersuchungen. Nicht selten sind die Mitarbeiter der PSB die ersten Besucher nach der Geburt. Die Begleitung endet hier aber nicht. Wenn Bedarf besteht, bleibt das Team an der Seite der Familie und durchlebt mit ihr die Höhen und die Tiefen des Lebens mit den Besonderheiten, die die Substitution mit sich bringt.
Im Falle einer Inobhutnahme des Kindes (was leider nicht immer zu vermeiden ist) steht das Team der betreffenden Frau mit Rat und Tat bei, hält mit ihr die Verzweiflung aus und leistet Motivationsarbeit "ganz unten".
Aber auch bei der Rückführung eines Kindes in die Familie stehen die Mitarbeiter parat, helfen wo es nötig ist, und erfahren die Aufregung, Freude und Dankbarkeit.
Freudige Ereignisse wie Taufen oder Einschulungen sind echte Erfolgserlebnisse.
Die Begleitung von schwerer Krankheit bis hin zum Tod von Betroffenen und Angehörigen (Eltern, aber auch Kindern) ist ebenfalls eine wichtige Aufgabe des Teams. Viele der Klientinnen und Klienten leben allein und isoliert. Familienkontakte bestehen oft keine. "Freunde" sind nur innerhalb der Drogenszene zu finden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der PSB sind oft der einzige, konstante und zuverlässige Kontakt - und das über viele Jahre!
Sie sind die, die Informationen an Ärzte und Ärztinnen weiterleiten, die bei der Kommunikation helfen und die gut zureden. Und nicht selten sind es die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des PSB, die die Menschen das letzte Mal vor dem Tod sehen, eventuell Verbliebene informieren und wiederum mit ihnen die Trauer tragen. Sind keine Verbliebenen zu finden, bemüht sich das Team um eine würdevolle Trauerfeier.
Und da das Leben nicht nur aus Geburt und Tod besteht, steht das Team des PSB, Klientinnen und Klienten, sowie deren Angehörigen, in allen Phasen des Lebens zur Seite. Zum Unterstützen, zum Beraten und zum Aufzeigen und Erläutern von Hilfemöglichkeiten. Sie bieten jeder und jedem einzelnen der Betreuten, menschlich wie fachlich abgesichert, immer wieder Chancen und Gelegenheit zum Ankommen, Innehalten, Nachdenken und Sich-Verändern (oder Es-so-belassen-wie-es-ist). Nach eigener Entscheidung und in Selbstbestimmtheit.
Die Aufgaben sind so vielfältig wie das Leben: Hilfe bei Kontakten mit Ämtern, Zugang zu Ärzten, Arbeitsplatzsuche, Wohnungssuche, Annehmen von Hilfs- und Beratungsangeboten und Vieles mehr. Hinzu kommen die spezifischen, hochkomplexen und nur ganz individuell zu beantwortenden Fragen im Zusammenhang mit der eigenen Sucht.
"Von der Geburt an, in allen Lebensabschnitten bis zum Tode" arbeitet das Team mit Menschen, deren Besonderheit mit Mitteln der Statistik nicht annähernd zu beschreiben ist. Die Arbeit erfolgt im Idealfall immer mit und für die einzelne Person und mit und für ihr individuelles Umfeld.
Psychosoziale Begleitung soll das Ankommen aus einer durch den Konsum dominierten Zeit in einem auf echte eigene Bedürfnisse ausgerichteten Leben mit eigenen, abgewogenen Entscheidungen begleiten.