Fastenzeit einmal anders – Ein Selbstexperiment mit Bürgergeld
In der diesjährigen Fastenzeit haben die Katholische Erwachsenenbildung Neunkirchen (KEB), der
Caritasverband Schaumberg-Blies und das momentum - Kirche am Center - gemeinsam ein außergewöhnliches Experiment initiiert: "Leben mit Bürgergeld". Ziel war es, den Blick auf das Wesentliche zu richten und sich auf eine intensive spirituelle, ethische und gesellschaftliche Erfahrung einzulassen.
Vom 5. März bis 8. April 2025 lebten 22 Bedarfsgemeinschaften für einen Monat mit dem Regelsatz des Bürgergeldes: 563 € für Alleinstehende und 506 € für Menschen in Paarbeziehungen. Auf Überflüssiges wurde bewusst verzichtet. Das Experiment lud dazu ein, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen und den Alltag unter finanziell eingeschränkten Bedingungen zu gestalten.
Bewusster Konsum, neue Perspektiven
Die Rückmeldungen der Teilnehmenden sprechen eine deutliche Sprache: Viele berichten von einem neuen Bewusstsein im Umgang mit Konsum, Lebensmitteln und Ressourcen. Die tägliche Auseinandersetzung mit dem Mangel hat nicht nur die Wertschätzung für den eigenen Lebensstil gestärkt, sondern auch ein tieferes Verständnis für Menschen geschaffen, die dauerhaft mit Bürgergeld leben müssen.
"Der Mensch lebt nicht vom Brot allein" - dieser Satz bekommt im Rückblick eine ganz neue Bedeutung. Denn schnell wurde klar: Während das Bürgergeld zur Deckung grundlegender Bedürfnisse wie Nahrung ausreichen mag, ist soziale und kulturelle Teilhabe damit kaum möglich.
Spirituelle Tiefe und politische Relevanz
Neben der spirituellen Komponente regte das Experiment auch ethisch und politisch zum Nachdenken an. Viele Teilnehmende wollen die gewonnenen Erkenntnisse langfristig in ihr Leben integrieren. Das Projekt hat deutlich gemacht, dass Fasten weit mehr sein kann als Verzicht - nämlich eine Einladung zu mehr Empathie, Bewusstsein und gesellschaftlichem Dialog.